Wirkungsanalyse zur «Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz» unterstreicht umfassenden Nutzen für Kinder, Familien und Gesellschaft

20 Novembre 2024

Die im Jahr 2021 gestartete Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz unterstützt Kinder und Jugendliche durch niederschwellige, kindgerechte rechtliche Beratungen und Vermittlung in komplexen Verfahren. Junge Menschen können dadurch ihre Rechte schützen und wahren. Die neue Wirkungsanalyse von INTERFACE Politikstudien Forschung Beratung, im Auftrag der Ombudsstelle, zeigt erstmals die bedeutenden positiven Effekte dieser Arbeit auf Kinder, ihr direktes Umfeld und die Gesellschaft insgesamt auf. 

So hat die Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz seit ihrer Gründung bis Ende 2023 in 709 Kindersituationen beraten und so 1’002 Kinder und Jugendliche unterstützt. Die Anzahl Beratungen nahm von Jahr zu Jahr zu. Im Jahr 2023 wurden 285 Persona beraten, wobei 365 junge Menschen involviert waren. Die nun vorliegende Wirkungsanalyse zeigt, dass die rechtlichen Beratungen und Vermittlungen der Ombudsstelle das Selbstbewusstsein und das Gefühl der Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen stärken. Durch die rechtlichen Beratungen fühlen sich die betroffenen Kinder und Jugendlichen ernst genommen. Dank kindgerechter Kommunikation verstehen sie die Situation und ihre Rechte besser. Dadurch reduziert sich ihr Gefühl der Hilflosigkeit und der Angst. Und schliesslich lösen rechtliche Beratungen und die Vermittlungen zwischen Kindern und Fachpersonen eine konkrete Veränderung der Situation der Kinder und Jugendlichen aus, womit die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt werden.

 

Volkswirtschaftlicher Nutzen und positive Effekte auf das Umfeld und die Gesellschaft

Die Wirkungsanalyse zeigt, dass die Unterstützung der Ombudsstelle über die betroffenen Kinder hinausreicht und auch ihr direktes Umfeld, insbesondere die Familien, entlastet. Eltern, oft Mütter, können dank verbesserter Betreuungslösungen ihr Arbeitspensum erhöhen, was zu einem gesteigerten Familieneinkommen führt. Auch Geschwister profitieren von einer stabileren familiären Atmosphäre und besseren Entwicklungsbedingungen. Institutionen wie Schulen und Betreuungseinrichtungen werden ebenfalls entlastet, wenn sich das Wohlbefinden der Kinder verbessert.

Besonders hervorzuheben ist der volkswirtschaftliche Nutzen der Ombudsstelle. Die Beratung trägt zur Prävention von Gewalt und psychischen Belastungen bei, was zu einer unmittelbaren, aber auch langfristigen Verringerung der Gesundheits- und Sozialkosten führt. Die Analyse zeigt, dass durch die Unterstützung der Ombudsstelle langfristig Kosten für Unterbringungen, Arztbesuche, psychologische Behandlungen, Brückenangebote im Bildungsbereich oder in der Sozialhilfe reduziert werden können. Die Beispiele der Studie zeigen, dass durch die rechtlichen Beratungen und Vermittlungen durchschnittlich rund 170'000 Franken pro Kind an potenziellen Kosten vermieden werden können. Dies bedeutet, dass ab einer Wirkung bei nur sechs Kindern und Jugendlichen der Nutzen die Investitionen der Ombudsstelle von bisher 1 Million Franken pro Jahr aufwiegt. Sechs Kinder entsprechen gerade einmal 2% der Kinder und Jugendlichen, die im Jahr 2023 von der Ombudsstelle erreicht wurden. 

 

Angebot gilt es aufrechtzuerhalten

Die Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz leistet wertvolle Arbeit, die nicht nur den Schutz und die Förderung der Kinderrechte stärkt, Unrecht verhindert und die Resilienz bei Kindern steigert, sondern auch erhebliche Vorteile für die Gesellschaft und die volkswirtschaftliche Stabilität mit sich bringt. Die vorliegende Wirkungsanalyse unterstreicht den Mehrwert einer solchen Institution für die gesamte Gesellschaft. 

Der Fortbestand einer nationalen, niederschwelligen Ombudsstelle für Kinder und Jugendliche ist noch nicht gesichert. Die Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz ist zurzeit als Modellvorhaben bis Ende 2025 geplant, mit dem Ziel, die Aufgaben anschliessend – wie von der im nationalen Parlament überwiesenen Motion Noser «Ombudsstelle für Kinderrechte» gefordert – an eine öffentlich-rechtliche Ombudsstelle zu übergeben. Eine dauerhafte Sicherung der Ombudsstelle durch eine gesetzliche Grundlage und entsprechender Finanzierung wäre ein bedeutender Schritt, um langfristig und dauerhaft den rechtlichen Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz zu gewährleisten.


«Mit der vorliegenden Wirkungsanalyse haben wir endlich den wissenschaftlich gestützten Beweis, dass unsere Arbeit einen umfangreichen präventiven Beitrag für Kinder, Familien und Gesellschaft leistet. Dass wir bereits ab 6 unterstützten Kindern und Jugendlichen ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis erreichen, hat selbst mich überrascht. Ich hoffe, dass mit den vorliegenden Erkenntnissen die Wichtigkeit auch aus politischer Sicht anerkannt wird, und dass endlich auf Gesetzesstufe die Grundlagen für eine öffentlich-rechtliche Ombudsstelle für Kinderrechte geschaffen und die Finanzierung sichergestellt wird.»

Christian Zünd, Stiftungsratspräsident der Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz.